18.04.2009.
Kurzinterview mit Daniel Förster, Sozialberater
in der Abteilung Persönliche Sozialhilfe der Stadt
St. Gallen
1. Kurz über dich, deine Arbeit
Ich arbeite als Sozialberater in der Abteilung Persönliche Sozialhilfe der Stadt St. Gallen. Wir leisten gesetzlich geregelte Sozialhilfe nach Richtlinien ((S)KOS) und beraten die Klienten auf der Basis von Hilfe zur Selbsthilfe. Ziel ist die berufliche und / oder soziale (Re-)Integration. Die Sozialhilfe unterstützt Personen, die aktuell ihren Lebensunterhalt nicht mehr anders finanzieren können und umfasst die Gewährleistung des sozialen Existenzminimums (Pauschale für Essen und persönlichen Bedarf plus Miete plus Krankenkasse). Die gesetzliche Regelung basiert auf der Mitwirkungspflicht der Klienten.
2. Was meinst du, wieso habe ich ausgerechnet dich für Interview ausgewählt?
Wahrscheinlich deswegen, weil ich der einzige Mann im Kurs bin. Die besondere Aufgabe interkultureller Mittler besteht darin, solche Kommunikationsregeln zu etablieren, die allen Streitparteien adäquate Problem- und Lösungsformulierungen ermöglichen. Dadurch sollen auch diejenigen Teilkonflikte identifiziert und bearbeitet werden, die gerade aus falschen Interpretationen von Kommunikationskonventionen entstanden sind, die in einer Kultur als normal oder situativ tolerabel, in anderen Kulturen als inakzeptabel angesehen werden.
3. Interkultureller Mittler? Würdest du so jemanden in deiner Arbeit brauchen können?
Wir haben einen relativ fokusierten Auftrag und können nicht für alles zuständig sein. Wir triagieren daher wichtige Themen ausserhalb unseres Fokus an spezialisierte Institutionen. Dort sind solche Vermittler sehr wünschenswert und notwendig. In meiner Arbeit wäre es ab und zu sicher eine Hilfe.
4. Lehrgang IB, was hast du gelernt, wie kannst du es umsetzen, was würdest du ändern?
Noch fehlen 40%! Nur einige wenige Dinge ganz kurz und spontan:
- Beziehung ist wichtig - Zeit nehmen für den Gesprächseinstieg mit „Familiärem“
- Kommunikationsstil – wie spricht man / wie kann man über Probleme sprechen
- Wer darf über was reden
- Welches Wissen über „uns“, welche Erwartungen, welche Ängste liegen vor
- sich der geprägten Entstehung der eigenen Werte bewusst sein; auf Unterschiede in der Wahrnehmung achten (kognitiv, affektiv, voluntativ)
- die Phasen des Migrationsprozesses
Am Schluss wünsche ich mir vom Kurs eine „Checkliste“ mit prägnanten Erinnerungssätzen, die mich schnell und immer wieder die schwierige Aufgabe der Migranten empfinden lässt .
5. Wirkt interkulturelle Mediation integrierend?
Ja, auf jeden Fall!
Die Einwanderungen und die verschiedenen Effekte der Globalisierung
haben zu einer Diversität, Pluralität und zugleich neuen Mechanismen
gesellschaftlichen Ausschlusses geführt, die historisch in der Schweiz wohl
einmalig sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie unsere
Gesellschaft und insbesondere auch die öffentlichen Institutionen mit den
Herausforderungen umgehen, die sich in diesem Zusammenhang stellen.
6. Wie können die öffentlichen Institutionen adäquat auf diese neue Realität und die Transformationen reagieren, damit sie ihren Auftrag optimal erfüllen (können)? / Sozial Arbeit?
Das geht weit, und ich weiss nicht einmal gut, was es gibt. Hier passe ich (-> ARGE und INFORMATION!)
7. Wenn ich sage „Kroatien“, was fällt dir zuerst ein? Bitte 5 Wörter.
Schweiz des Balkan, Meer, katholisch, klein, Fussball
8. Kroaten sprechen kroatische Sprache, und wieso steht es überall in der Schweiz serbo-kroatisch? Deine Meinung bitte!
Weiss ich nicht; kenne ich kaum.
Danke Dani für dein Mitarbeit und deine Zeit.
Daniel allgemein: Für „uns“ wird lebenslanges Lernen propagiert (damit man flexibel ist und weil man nicht weiss, was die Zukunft bringt. Ich bin kein Freund dieser These).
Ich erlebe oft Migranten, die z.B. 20 Jahre irgendwo gearbeitet haben, dann schliesst die Firma oder sie können die Arbeit nicht mehr tun -> und sie finden dann nichts neues, weil sie vor allem das können, was sie getan haben, aber zu wenig anderes (das gefragt wäre(?)). => Bewusstsein schärfen, dass trotz Arbeit weiter gedacht / gelernt werden soll.
Für das Portal: Emilija Herceg
emilijaherceg@bluewin.ch
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