Revolution�re
Praxis - Die Doktrin der jugoslawischen Gr�ndergruppe
Die Doktrin der jugoslawischen
Gr�ndergruppe
Da svijet nasjeda najobi�nijim krilaticama, jugoslavenski su propagandisti
ubrzo otkrili. Najprije takozvano Titovo "Ne" Staljinu, koje
istodobno nije zna�ilo ne i staljinizmu, plasirano je svijetu kao jugoslavenska
samosvojnost. Nakon toga je do�la ideolo�ka krilatica "samoupravljanje".
A zatim se po�elo mahati "praksisovcima" - marksisti�kim sociolozima
i filozofima koji su svoje nadahnu�e tra�ili u mladome Marxu i �ezdesetih
godina pro�loga stolje�a po�eli, s blagoslovom svemo�ne Komunisti�ke
partije i materijalnom potporom dr�ave, �iriti svoju ideologiju diljem
svijeta kao "jugoslavenski model". U tome su im se priklju�ili
i neki naivni zapadni filozofi poput Ernsta Blocha iz Njema�ke ili Arnolda
K�nzlia iz �vicarske. Naravno da se tu na�lo i zanesenjaka koji su znanstveno
obra�ivali tu temu i bavili se s njom s teolo�koga stajali�ta. Jedan
od njih je bio i Julius Oswald �ija dizertacija nosi naslov "Revolution�re
Praxis. Themen und Thesen der Theologie." Patmos Verlag, D�sseldorf
1982. Na zamolbu tada�njega urednika rubrike "Politische Literatur"
objavio sam svoju kritiku spomenute knjige u NZZ-u, br. 245, 21.
listopada 1982. godine, str. 69.
Tihomir Nui�
Einige Jahre nach dem Bruch mit Stalin steuerte die Kommunistische Partei
Jugoslawiens einen "Kurswechsel" an; statt auf den dialektischen
Materialismus und die Abbildtheorie pochten nun die allm�chtigen Parteikreise
auf einen authentischen und "sch�pferischen" Marxismus. Damit
wussten die einzelnen Parteimagnaten eine kleine Schar roter Spr�sslinge
zu begeistern, um ihre H�fe zu sammeln und auch an die Universit�ten
zu bringen. Manch einer dieser Epigonen entledigte sich seines Vormundes,
ging zum linken Radikalismus �ber und wurde zum Konkurrenten im re-volution�ren
Eifer. Diese Eiferer werden noch immer vom linken Westen ob ihrer "schonungslosen
Kritik alles Bestehenden" bewundert. Es handelt sich um die im
Westen ber�hmt gewordene jugoslawische "Praxis"-Gruppe, die
1964 ihre eigene Zeitschrift "Praxis" gr�ndete; zehn Jahre
sp�ter musste sie sie wegen der Weigerung der Druckereien, sie zu drucken
- ohne ein offizielles Verbot -, einstellen.
Gesellschaftsutopie und Entfremdung der Wirklichkeit
Julius Oswald scheute die M�he nicht, die Doktrin der "Praxis"-Gr�nder,
d. h. der sieben Zagreber Hochschullehrer, in der Originalsprache kennenzulernen
und durch seine Dissertation dem deutschsprachigen Publikum zu ver-mitteln.*
Dem Religionsphilosophen fiel es nicht allzu schwer, diese vage utopische
Theorie mit der Religion zu verbinden und zum abgebrochenen Dialog zwischen
Marxisten und Christen aufzufordern. Denn der Dialog wird dort angesetzt,
wo der Mensch vor Wahl und Hoffnung steht und weder Gegenwart noch Vergangenheit
ber�cksichtigt werden m�ssten. Vor Augen schwebt ein fixes Ziel - die
tadellose, vollkommene oder klassenlose Gesellschaft, einziger Gesichtspunkt
zur Bewertung jeglichen menschlichen Tuns.
Hier ist der Mensch ein Wesen der
Zukunft. Als "Tr�ger der Zukunft", die permanent zum Bestehenden
wird, muss der Mensch das Bestehende stets bek�mpfen, denn die Wirklichkeit
ist die blosse Entfremdung des Menschen. Somit erscheint er "als
Etwas erst als Negation der Negation", was bedeutet, dass er jeder
Friedfertigkeit beraubt ist. Es ist nun den Nihilisten oder den linken
Radikalen ein leichtes, die so verteufelte Welt zu verurteilen und im
Namen einer k�nftigen Utopie zu zertreten.
Revolution�re Praxis
Der einzige Weg, alle Formen der (Selbst-) Entfremdung, die gleicherweise
Arbeit, Staat und Religion verursachen, aufzuheben, ist die "revolution�re
Praxis" anstelle der religi�sen Erl�sung. Sie allein ist der praktische
Ausweg aus dem Teufelskreis der Entfremdung, die zugleich ein gesellschaftliches
und pers�nliches Ph�nomen ist. Nur durch diese "revolution�re Praxis"
wird der Mensch bef�higt, seine eigene Natur und die gesellschaftlichen
Verh�ltnisse zu �ndern. Allein durch sie erreicht der Mensch mehr Humanit�t
und Freiheit und vermag sich selbst als freies, sch�pferisches Wesen
zu ver-wirklichen. Wer das Risiko dieses revolution�ren Handelns eingeht
und sich in die "freiwillige Allianz" der Selbstverwaltung
einf�gt, erk�mpft sicher seine Erl�sung, denn dadurch wird er "unendlich,
unsterblich und allm�chtig". Weil in diesem permanenten Revolutionieren
auch Erm�dungs-erscheinungen vorkommen k�nnten, hat der Mensch die Aufgabe,
unaufh�rlich auf den "Ruf der Zukunft" zu horchen. Die Zukunft
ruft ihn und gibt ihm die n�tige Kraft zur unerm�dlichen Suche nach
neuen M�glichkeiten der Selbstverwirklichung. Wenn auch unter dem Vorbehalt
der Abstraktheit, bleibt f�r Oswald diese revolution�re Praxis "eine
echte Herausforderung f�r jeden Christen, weil sie den Menschen zu mehr
Humanit�t und Freiheit f�hren will und ihm unbeschr�nkte Entfaltungsm�glichkeiten
verspricht". Und gar noch mehr: der Glaube an Gott "intensiviert
sie"!
Spitzfindiges zur Gewaltfrage
Diese "revolution�re Praxis" ist wohl undenkbar ohne die sozialistische
Revolution, die vom "konsequenten Humanismus" verlangt wird,
weil der Weg aus der. Vorgeschichte "in die Geschichte nicht automatisch,
evolutiv, kontinuierlich sein kann". Um allf�lligen Vorw�rfen der
aufrichtigen Humanisten bez�glich der Gewaltsamkeit der Revolution vorzubeugen,
versucht man durch eine scholastische Spitzfindigkeit Gewalt und Kraft
zu unterscheiden, indem die "inhumane Gewalt" den Gegnern
und die "legitime Kraftanwendung" der Revolution zugeschrieben
wird. Somit wird der durch die "epochale Umkehr andersgeartete
Mensch" in seinem Kampf um Humanit�t legitimiert, die Vielfalt
dieser Welt zu zersprengen um einer einfarbigen Welt willen. Das Eindr�cklichste
dabei f�r einen Menschen, der die Buntheit dieser Welt doch noch zu
bewundern weiss, ist, dass diese Formen der menschlichen Erl�sung nie
enden k�nnen; sondern in der Dimension der Ewigkeit leben sollen!
Christen und Marxisten
Entfremdung oder Abfall bei Christen, Umkehr, Ruf der Zukunft u. �.
sind, neben der Revolution, �berhaupt die zentralen Begriffe dieser
Heilslehre. Daher ist Oswald bem�ht zu zeigen, wie gute Voraussetzungen
zur Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Christen und Marxisten best�nden.
Seiner Kritik unterzieht er nicht den Grundsatz der Doktrin, sondern
bloss manche Ausf�hrungen durch Hinweise auf �hnlichkeiten mit dem Christentum,
das die "Praxis"-Gr�nder samt Religion und Gott ablehnen.
Er �bersieht beispielsweise, dass die "Praxis"-Gr�nder genauso,
wie alle andern Marxisten, auf der Substanz des Marxismus beharren:
Revolution und Klassenkampf, und dass sie daher trotz der Verk�ndigung
des freien Sch�pfertums nicht weniger einem Dogmatismus unterliegen,
weil sie nur einen einzigen Weg als Ausweg festlegen.
Ausserdem haben diese fanatischen
Marxisten das in der abendl�ndischen christlichen Zivilisation tief
verwurzelte utopische Denken substantiell pervertiert. Wie die vor zwei
Jahrhunderten von der b�rgerlichen Gesellschaft proklamierten Menschenrechte
und die Egalit�, Fraternit� und Libert� f�r diese Gruppe erst durch
die sozialistische Revolution zu verwirklichen sind, wurde f�r sie auch
die Utopie, mit ihren erhabenen Zielen, zum totalit�ren Utopismus. Ihr
fanatischer Glaube an ein bestimmtes Weltbild muss der Mehrheit durch
drastische Methoden aufgezwungen werden. Und solcher Utopismus f�hrt
bloss zum Nihilismus und zur Diktatur.
Zu zeigen, dass auch die "Praxis"-Gruppe
selber es mit ihrer Lehre nicht weit brachte, seien uns nur zwei Bemerkungen
erlaubt: W�hrend die Zagreber Hochschullehrer als Hofdiener auf westliche
philosophische Symposien geschickt werden, um weiterhin die jugoslawische
Selbstverwaltung "philosophisch" zu untermauern, verfielen
ihre Belgrader Kollegen der Aegide des serbisch-orthodoxen Unitarismus.
Und zum zweiten: Als einer der Gr�nder der Zeitschrift, der kroatische
Philosoph Danilo Pejovi�, bereits 1966 in seinem Artikel "Tollw�tige
Utopie" offenlegte, wie unter dem Blochschen Utopismus auch der
praktische Unitarismus mit�bernommen wurde, wurde er gezwungen, sein
Amt als Chefredaktor niederzulegen und die Gruppe zu verlassen, ohne
geringste M�glichkeit zu einem normalen akademischen Gespr�ch.
Beim Lesen dieses Buches hat man
das Gef�hl, dass es wirklich um einen Konkurrenzkampf der Weltverbesserung
zwischen Marxisten und Christen geht.