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Vom Café „Gradska kavana“ überblickt der 84-jährige Schauspieler Miše Martinovi� das Treiben der Touristen. An Dubrovniks Marin-Dr�i�-Theater hat er früher die grossen Rollen gespielt: Don Juan, Macbeth, Othello. Heute schaut er sich das Theaterstück an, das ihm das wahre Leben bietet. „Die Touristen stören mich gar nicht“, sagt er mit einem Lächeln. „Im Gegenteil, sie halten mir jeden Tag vor Augen, dass Dubrovnik heute frei ist, eine Stadt, die die Menschen lieben. Jeder ist heute hier willkommen, man darf sagen und schreiben, was man will. Das war ja nicht immer so.“ Zur Freistadt Ragusa wurde sie 1358, der ungarisch-kroatische König Ludwig I. von Anjou gewährte ihr Autonomie. Ab 1400 nannte sie sich sogar Republik. Das Recht auf Selbstbestimmung konnte sie wahren, musste sich aber immer wieder fremden Herren unterordnen: Die Türken ergriffen 1526 die Macht, Napoleon marschierte 1806 ein und löste zwei Jahre später die Republik auf. 1815 fiel die Stadt an Österreich, 1919 wurde Dubrovnik Teil Jugoslawiens. Trotz aller Kämpfe blieb die Stadt ein Hort des Fortschritts und Freigeists. Um 1410 schaffte Ragusa als einer der ersten Staaten die Sklaverei ab. Schon sehr früh entwickelte sich ein öffentliches Sozialsystem. Eine Apotheke und ein Waisenhaus entstanden in Ragusa schon, als andere europäische Regierungen sich noch kaum um Gemeinwohl und Gesundheit ihrer Bürger scherten. Granatsplitter flogen im Wohnzimmer Dubrovniks begehbare Stadtmauer ist knapp zwei Kilometer lang, sie umschlingt fast die ganze Altstadt. Von hier oben sieht man die Einkaufsstraße Stradun mit ihrem glänzenden Kalksteinpflaster. Es ist so blank, dass sich die Flaneure darin spiegeln, die Stühle der Restaurants, die Schaufenster der Geschäfte. Von unten dringt Jazz aus einem Café, das direkt an den Klippen liegt, auf der anderen Mauerseite spielen Kinder auf einem Schulhof Basketball. Und der Betrachter sieht rot: Die Dachziegel der alten Häuser leuchten in der Sonne. „Rotkäppchen“ nennen die Einwohner die roten Ziegel, mit denen die zerstörten Häuser nach dem Krieg neu gedeckt wurden. Von den alten bräunlichen sind nur noch einige wenige übrig geblieben. Die roten Dächer sind längst zum Sinnbild der Stadt geworden. Die Spuren des Krieges - sie sind im Stadtbild so gut wie verschwunden. Nicht aber in den Köpfen. Im Geschäft von Goldschmied Boris Filii liegt auf dem Tresen ein Buch mit Fotos. Der brennende Jachthafen, Rauchwolken über der Stadt, Trümmer in den Straßen. „Mein Dach ist im Krieg von den Serben zerstört worden“, erzählt Filii. „Granatsplitter flogen im Wohnzimmer von einer Wand zur anderen und schlugen im Fernseher ein. Ein Freund von mir bewahrt heute noch in einem Glas all die Granatsplitter auf, die ihm aus dem Körper operiert wurden.“ Sein Geschäft betreibt Boris Filii in dritter Generation. Nie ist er auf die Idee gekommen, Dubrovnik zu verlassen. „Obwohl wir im Krieg von Feinden umgeben waren, haben wir in den Stadtmauern zusammengehalten. Es gab kaum zu essen, zu trinken, aber wir verloren nie den Mut. Jeden Morgen rasierten wir Männer uns. Wir haben nie schlecht gerochen.“ Der Postkartenteil Dubrovniks Es ist Abend geworden. Auf den Kreuzfahrtschiffen gehen die Passagiere an ihre Büffets. Die Gassen der Altstadt leeren sich. Das Licht der Strassenlaternen spiegelt sich im weissen Pflaster der Strassen, die Stadt schimmert. Weich fühlt sich der Boden unter den Füssen an. Alles glänzt. „Perle der Adria“ nannte Lord Byron Dubrovnik. Jetzt wird jedem klar, was der englische Poet damit meinte. Die ganze Stadt bietet ein Bild der Erhabenheit: der vierflügelige Rektorenpalast, der Dom der Mariä Himmelfahrt, die Kirche des Heiligen Blasius mit ihrer barocken Fassade. Von ihrem Sockel aus wacht die knapp 600 Jahre alte Figur des Ritters Roland mit Schwert in der Hand über die Freiheit und Unabhängigkeit von Dubrovnik. Gleich dahinter im Sponza- Palast liegt ein Gedenkraum zu Ehren der Gefallenen. An den Wänden Bilder von jungen Männern, die im Jugoslawienkrieg ihr Leben liessen: Tonio Bogdan, 1972 bis 1991, Josip Zuono, 1974 bis 1991. Ihre Blicke folgen dem Besucher durch den Raum. Auf Flatscreens sieht man Kriegszenen, dazu spielt leise Geigenmusik. Wer diesen Raum verlässt, dem fehlen die Worte. Am nächsten Morgen um sieben sind die Bewohner in der Altstadt noch unter sich. Ein Mann schleppt einen Zementsack durchs Stadttor, Autos sind hier verboten. Auf dem Marktplatz verkaufen Bauern Mandarinen, getrocknete Feigen, Honig aus eigener Zucht. Dubrovnik wirkt um diese Zeit wie ein Dorf aus einer alten Geschichte. Die Gassen führen steil zum Berg Srdj, der die Stadt flankiert. Seit die Seilbahn zum Gipfel wieder in Betrieb ist, müht sich kaum ein Tourist die steilen Stufen hinauf. Die Wege sind schmal, jeder Platz wird genutzt. Bäume wachsen an Häuserwänden. Auf einer der wenigen freien Flächen bauen zwei Jungs ein Fussballtor auf; sie sind die einzigen Spieler. Zum Thema auf MERIAN.deVor dem Café „Cele“ lehnt ein Kellner und raucht. „Viele Häuser stehen leer“, erklärt er die gefühlte Einsamkeit an diesem Morgen und wischt dabei mit der Hand durch die Luft. „Reiche Engländer und Amerikaner haben sich in der Altstadt Wohnungen gekauft, die sie jedoch nur drei Monate im Jahr nutzen. In meiner Strasse ist meine Nichte das einzige Kind.“ Der Zusammenhalt unter den letzten Einwohnern des alten Dubrovnik aber sei gross, auch wenn das Geschäft mit den Tagestouristen für jeden einzelnen von ihnen die wichtigste Einnahmequelle sei. An besonderen Tagen, erzählt er, treffen sie sich alle abends vor dem Rathaus. Dann singen sie gemeinsam, und wer eine Gitarre oder eine Mundharmonika dabei hat, fängt einfach an zu spielen. Die „Herren“ Dubrovniks sind dann, was sie schon immer waren und noch heute am liebsten sind: unter sich. GEFUNDEN IN ...
Das kleine Land zwischen Slowenien und Bosnien-Herzegowina präsentiert sich frisch und neu. Die Jugend läuft mit iBooks durch die Altstädte, man spricht englisch und hat längst Anschluss ans moderne Europa gefunden. Vor allem: Kroatien liegt direkt gegenüber von Italien - und geniesst ein Logenplatz am Mittelmeer. Quelle: www.merian.de |
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