Dubrovnik mixt sich den Frühlingscocktail
Kroatiens Schmuckstück hat längst zu altem Glanz zurückgefunden und  präsentiert sich strahlender denn je. Ideal für einen Frühlingstrip.

  Eine Welt für sich: Die malerische Dachlandschaft mit den  alten Dachschindeln in Braun (im Hintergrund) und den neuen in Orange.  Bild: Keystone
Erst mal tief  Luft holen, Übersicht gewinnen, das nächtliche Leben in lauer Luft vorbeiziehen  lassen. Das Café Gradska Kavana am Ende der Placa hat sich das Mäntelchen der  Globalisierung umgehängt, auf den ersten Blick jedenfalls, nennt sich lässig  graDskavana, mit neuer Taverne, Wein- und Snackbar und internationaler  Getränkekarte.
Längst sind alle  Spuren des Kommunismus verwischt, doch auf der alten, leicht erhöhten  Steinterrasse, wo man sich zu jeder Tages- und Nachtzeit einfindet, ist immer  noch der lokale, leicht altmodische Charme des ehrwürdigen Cafés zu spüren. Man  trinkt Kaffee, lokales Bier und einheimische Früchteschnäpse aus Honig,  Kräutern und Trauben und gern in schönen Gläsern zum Cocktail dekoriert. Das  internationale Stimmengewirr überrascht. Geschäftsleute, Studenten und  Touristen sind hier und sie alle sind fasziniert von der Symbiose zwischen Alt  und Neu. 
Die Perle der  Adria, wie sie gern genannt wird, ist eigentlich eine Auster, denkt man; die  trutzigen Mauern des Mittelalters schliessen die Stadt fast kompakt ein bis auf  eine kleine Öffnung zum Hafen hin. Ein Gang rundum auf der knapp zwei Kilometer  langen, 25 Meter hohen und bis zu sechs Meter breiten Mauer ist denn auch erste  Touristenpflicht. Drei Aufgänge gibt es, die zum Sonnenaufgang auf- und zum  Sonnenuntergang mit grossen Schlüsseln abgeschlossen werden. «Unfallgefahr  wegen mangelnder Beleuchtung», erklärt die Abschliesserin. Doch das soll sich  ändern, sobald die Stadt Geld für mehr Lampen findet – die Aussichten bei Nacht  wären spektakulär.
Fantastische  Dachlandschaft 
  Für eine Dosis  Historie ist der gigantische Schutzwall denn auch der beste Ort. Türmchen, zwei  Zugbrücken, Erker und Schiessscharten säumen den Weg hoch oben; immer wieder  blitzt die knallblaue Adria hervor, nicht weit entfernt schimmert die Badeinsel  Lokrum in der Sonne. 
Jahrzehntelang schützte  die Mauer Häuser und Bewohner der Stadt, und sie bestand auch ihre grösste  Bewährungsprobe während des kroatischen Unabhängigkeitskrieges 1991/92. Die  Stadt wurde von den serbisch-montenegrinischen Truppen schwer beschossen und  stark beschädigt, doch die Mauer hielt stand. Die enormen Schäden konnten dank  Unesco-Geldern behoben werden. Von der Mauer aus ist der Flickenteppich von  alten und neuen Dachschindeln, orangerot die neuen, bräunlich die alten, gut zu  sehen. Und auch auffallend viele alte Gebäude haben hellere Fassaden, als sie  eigentlich haben sollten. Doch es sind nicht nur Kriegsschäden, die restauriert  wurden, auch ein katastrophales Erdbeben 1667, von dem sich Dubrovnik nie  richtig erholte, und ein Feuer im 14. Jahrhundert hinterliessen ihre Spuren,  die nun endlich getilgt wurden.
Neue Cafés – alte  Kirchen 
  Ein paar Schritte  über die hölzerne Zugbrücke, und schon ist man mitten in der Altstadt, autofrei  und von modernen Einflüssen bis heute fast unbefleckt. Der Museumscharakter  dominiert dank der starken Verbundenheit mit der venezianischen Vergangenheit.  Das Herz der Stadt ist die Placa, auch Stradun genannt, eine 300 Meter lange  Flaniermeile, wo neue Cafés neben alten Kirchen stehen, Skulpturen in  öffentlichen Gebäuden, Palästen gleich, aus allen Perioden der Stadtgeschichte.  Der eindrucksvolle Rektorenpalast im Renaissancestil, die spätbarocke Kirche  des Heiligen Blasius, der seit mehr als 1000 Jahren als Stadtpatron verehrt  wird und Schutz und Trutz bietet. Da sind die barocke Kathedrale Mariä  Himmelfahrt, drei grosse Klöster, das bekannteste das Franziskanerkloster mit  der alten Apotheke, das Zollhaus, das Rathaus und die Rolandsäule. Das sind  Sehenswürdigkeiten, die auf Trab halten und Touristenströme anziehen. Der Boden  der Hauptstrasse sieht aus wie blank polierter Marmor, ist aber Kalkstein, von  Füssen in 300 Jahren glättend und glänzend traktiert.
Unmittelbar nach  dem Krieg war man im Südzipfel von Kroatien um seine Existenz besorgt, denn  sehr viel mehr als Tourismus gabs hier in Vorkriegsjahren nicht. «Heute müssen  wie uns anstrengen, Dubrovnik als Dubrovnik zu erhalten», sagt  Touristenführerin Antea Glumac. «Natürlich brauchen wir die Gäste, aber nicht  in Massen», sagt sie, «unsere Stadt soll nicht nur Ziel von schnellen Fotoschnappschüssen  sein.» Die Gefahr ist real, fotogen ist die Stadt nun mal, Pizzabuden und  Touristenkitsch gedeihen auch in alten Mauern, Kreuzfahrtschiffe spucken jeden  Tag Hunderte von Erlebnishungrigen in die Gassen. Die 14 terrassierten  Querstrassen, mühsam zu ersteigen, präsentieren Restaurant an Restaurant. Die  Grenzen zwischen Nepp und authentischem Angebot sind fliessend. Kellner Ivan  verspricht: «Hier oben landen nur die wirklich Interessierten, aber Geld  verdienen müssen wir auch.» Ausserhalb der Altstadt ist zwar alles halb so  teuer, dennoch ist Dubrovnik die teuerste Stadt Kroatiens. Was sich in dem  bunten Durcheinander der Parallelstrassen der Placa Od Puca und Prijeko  durchaus niederschlägt. Bars und Beizen, aber auch schöne Boutiquen gibts hier,  einheimische Designer, die ihre hippen Fähnchen für viel Geld anpreisen.  Goldschmiede, die gern bei der Arbeit zusehen lassen, Kunstgalerien stellen  einheimische Künstler aus. Dazwischen sitzt ein alter Barbier mangels  Kundschaft untätig rum, füttert seinen Papageien mit Kuchen und seine betagten  Nachbarn mit Kaffee und Schnaps.
Rund um den alten  Hafen trifft sich zum Sonnenuntergang das schicke Leben. Rektorenpalast und  Sponza-Palast schützend im Rücken und bewacht vom Fort Sveti Ivan, lässt sich  in leichter Meeresbrise am besten speisen und auf die Adria hinausschauen.  Längst sind die grossen Dampfer davon, nur ein paar Fischer stehen noch am Pier  und warten geduldig auf den ganz grossen Fang. Erst wenns frisch wird, zieht  sich alles hinter die dicken Mauern zurück, ins graDskavana wiederum, um zu  sehen und gesehen zu werden und noch ein kleines Honigschnäpschen auf Eis zu  trinken.
Der Bericht  entstand mit Unterstützung der Kroatischen Zentrale für Tourismus und Croatia  Airlines.

 
Tipps & Infos
  Anreise: Croatia Airlines fliegt zweimal wöchentlich von Zürich nach Dubrovnik. www.croatiaairlines.com  
  
  Hotels: Hotel Excelsior, Frana Supila 12, Elegantes Luxushotel mit  direktem Einstieg ins Meer und Blick auf die Altstadt. www.alh.hr. The Pucic  Palace, Ulica od Puca 1, schönes Haus direkt in der Altstadt. www.thepucicpalace.com  
  
  Restaurants: Proto, Siroka 1, www.esculap-teo.hr, gutes Fischrestaurant.  Poklisar, Ribarnica 1, www.poklisar.com, traditionelles Restaurant mit  Livemusik. Domino, Od Domins 6, eines der besten Grill-Restaurants der Stadt, www.steakhousedomino.com  
  
  Cafés und Nightlife: Gradska Kavana direkt an der Placa, der Treffpunkt  zu jeder Tageszeit, www.meda-culpa.hr .  Gil's Poplounge, Svetog Dominika BB, www.gilsdubrovnik.com. Jazzbar Troubadour,  Bunideva poljana 2. Jeder kennt den Musiker und Wirt Marko Breskovic, der in  der Stadt eine Legende ist. Nautika, Brsalje 3, trendig, www.esculap-teo.hr  
  
  Ausflüge: Mit dem Fährschiff, geht alle Stunde, rüber zur unbewohnten  Badeinsel Lokrum. Nach Ston zu den Austernfarmen. Im Hafen von Mali Ston kann  man in der Vila Koruna fangfrische Fisch- und Meeresfrüchte-Spezialitäten  geniessen, www.vila-koruna.hr . Oder  auf die ruhige Insel und Stadt Korcula mit seiner schönen Altstadt. Hier wird  der vermeintliche Wohnort von Marco Polo zelebriert. 
  
  Info: Kroatische Zentrale für Tourismus, Badenerstr. 332, Tel. 043/336  20 30, http://ch.croatia.hr , www.dubrovnik.li
Quelle: Tages-Anzeiger 
 
Und so wurde der obige Artikel über Dubrovnik in gedruckter Ausgabe 
  des Tages Anzeigers vom 25. März 2009 präsentiert: 
(Klicken Sie auf das Bild um die volle Grösse zu bekommen!)
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Hier noch einige Fotos von Dubrovnik die nicht zu dem TA-Artikel gehören:


















 
Für das Portal: Zvonimir Mitar, Fotos: taringa.net